Gerade Studienanfänger kennen das Problem: Es gibt Dozenten, die jagen durch den Vorlesungsstoff, stellen abstrakte Regeln auf und vergessen vor lauter Abstraktion, die Anwendung zu erklären. Und selbst die Dozenten, die Wert auf viele Übungsaufgaben legen, vergessen gerne mal Lösungswege oder Ergebnisse. Am Ende musst du also selbst zusehen, dir den Stoff in den Schädel zu prügeln. Diese Literaturübersicht soll dir dabei helfen.
Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, aber du sollst 2 Dinge wissen.
1.) Dieser Beitrag wird regelmäßig aktualisiert, sobald mir ein neues Buch in die Hände fällt. Die Aktualisierungen stehen im jeweiligen Abschnitt ganz unten.
2.) Warum ich mich berufen fühle, diese Liste zu erstellen:
Nach 12 Jahren Schule ging ich mit dem Fachabi in der Tasche und einer 5 in Mathe ins Physikstudium. Mittlerweile bin ich zur Biopharmazeutischen Technologie gewechselt und habe während des Studiums als Nachhilfelehrer gearbeitet, wo ich Leute durch ihr Abi in den MINT-Fächern (egal ob GK oder LK) und das erste Studienjahr begleiten konnte. Ich will dir zeigen, dass du die ganzen Inhalte lernen kannst. Du brauchst nur passable Englischkenntnisse und musst wissen, wo du die passenden Infos für dich findest. Und um dir Zeit zu sparen, kommt hier eine Liste mit den Büchern und Quellen, die mir geholfen haben. Es existiert übrigens kein Ranking, ich liste alles auf, wie es mir beim Erstellen der Liste ins Auge fällt. Diese Liste ist natürlich nicht Vollständig. Wenn du ein hervorragendes Buch, einen YT-Channel oder sonst irgendeine Quelle kennst, die in diese Liste gehört, hätte ich liebend gerne einen Kommentar.
Mathematik
Ganz wichtig: Die Liste in diesem Abschnitt richtet sich nicht an Leute, die reine Mathematik studieren. Solltest du das tun, wirst du hier sicher Literatur finden, die dir hilft, deine Grundlagen aufzufrischen und (besonders am Ende der Liste) erste kleine Einblicke in die reine Mathematik zu gewinnen, aber mehr auch nicht. Wer stattdessen Vorlesungen wie Analysis 1 (z.B. im Rahmen des Physik- oder Chemiestudiums), Mathe 1, Mathe 2, Statistik usw. hört, der findet hier einiges an Unterstützung.
- Schaffen wir das Offensichtliche beiseite: Du musst die Grundlagen der ersten 10 Schuljahre drauf haben. Daran führt kein Weg vorbei. Du musst wissen, wie man Formeln umstellt, du musst wissen, wie man durch einen Bruch teilt, du musst Nullstellen durch Ausklammern, die PQ- oder die ABC-Formel berechnen können. Für solche Grundlagen schwöre ich auf Videos von Daniel Jung, und Mathematrick. Beide haben genug Videos zu allen Themen und besonders Mathematrick rechnet in ihren Videos auch Aufgaben durch. Und du solltest auch Aufgaben rechnen, bis diese Themen vorwärts und rückwärts sitzen. Für Themen der Oberstufe empfehle ich den Kanal von MathePeter.
- Chris McMullen ist ein Autor, der hier häufiger auftauchen wird. Seine Bücher haben alle gemeinsam, dass ihr Layout zum Schlimmsten gehören wird, das du jemals gesehen hast. Aber der Inhalt lässt sich nicht mit Gold aufwiegen. Alle Kapitel haben etwa 20 Übungsaufgaben, die in der zweiten Hälfte des Buches komplett durchgerechnet werden. Die Erklärungen in den Kapiteln sind schnell und präzise auf den Punkt gebracht. Egal ob Integrale, Ableitungen, e-Funktionen, Logarithmen, Trigonometrie, der Mann hat alles abgedeckt. Sein Ziel ist immer, dass der Leser am Ende die Methoden anwenden und Aufgaben rechnen können soll. Zudem kosten die Bücher nicht viel und lassen sich teilweise kostenlos online besorgen (siehe letzten Abschnitt). Seine Arbeit umfasst unter anderem folgende Werke:
Essential Calculus: Alle Grundlagen zur Integration und Differentiation von normalen und trigonometrischen Funktionen, sowie L ‚Hospital
Calculus With Multiple Variables: Partielle Ableitungen? Check. Polar- und Zylinderkoordinaten? Check. Vektoren, Gradienten, Divergenz, Rotation? Check. Volumenintegrale usw.? Check.
Trigonometry Essentials: Die Grundlagen im Umgang mit trigonometrischen Funktionen.
Trig Identities: Woher kommt der Kosekans, welche Funktionen gelten in welchem Quadranten? Wie kann man trigonometrische Funktionen aus dem Pythagoras herleiten? All diese Fragen finden hier ihre Antwort.
Logarithms and Exponentials: Logarithmen mit und ohne Taschenrechner bestimmen? Trigonometrische Funktionen in Abhängigkeit von e ausdrücken? Was ist e überhaupt? Hier entlang. - Volumen von Rotationskörpern, komplexe Zahlen, Folgen und Reihen, Differentialgleichungen sowie Modellierung mit Differentialgleichungen, Induktion, Matritzen, Lineartransformationen und weitere Themen finden sich in Core Pure Mathematics 1 und 2 von Pearson. Auch diese Bücher zeichnen sich durch klare Erklärungen und Übungsaufgaben aus, die online komplett gelöst werden.
- Tiefer in die Materie geht es in den Büchern Further Pure Mathematics 1 und 2, in denen u.a. Gruppen, Zahlentheorie, Taylorreihen, Integrationstechniken, Matrix-Algebra und vieles mehr gelehrt werden. Auch diese Bücher bieten kurze und präzise Erklärungen zur Anwendung, Übungsaufgaben und Rechenwege (auch online).
- Viele Übungsaufgaben zu den bisher genannten Themen der Analysis 1 und 2 finden sich in den gleichnamigen Bänden von Pearson. Das Buch ist eher als Lehrbuch ausgelegt, der beiliegende Onlinezugang eröffnet die Möglichkeit, für einen begrenzen Zeitraum (ich glaube, 1 Jahr) Übungsaufgaben online zu lösen. Diese Bücher sind Mathematisch stringenter geschrieben (aber noch entfernt von dem Niveau, das reine Mathebücher an die Themen anlegen), trotzdem verständlich, wenn man die Grundlagen bereits kennt. Allerdings ist das Niveau des Buches nicht ganz mit dem einer „richtigen“ Analysis-Vorlesung zu vergleichen. Dafür kommt gleich ein anderes Werk.
- Wer sich die Vorlesungen zu Mathe 1 und Mathe 2 von einem anderen Dozenten zu Gemüte führen möchte, der sollte die Website von Jörn Loviscach, Professor für Ingenieursmathematik besuchen.
- Wer die Grundlagen der Differentialgleichungen können muss, der ist gut beraten, die Kombination aus dem Buch Differential Equations (auch von Chris McMullen) und dem YouTube-Kanal Mathe mit Nina zu nutzen. Das Buch liefert wieder Übungsaufgaben mit Lösungen, aber meiner Meinung nach kommen die besten Grundlagen für die Lösung von (nicht-) linearen Differentialgleichungen 1. und 2. Ordnung aus dem Kanal Mathe mit Nina.
- Wer von der Schule an die Uni kommt und Analysis 1 hört, der verzweifelt schnell, weil die Abstraktion der Mengenlehre etwas ist, wofür man sich viel Zeit nehmen muss. Eine verhältnismäßig sanfte Einführung ist Analysis 1 von E. Behrends. Es ersetzt keine Vorlesung, hilft aber beim Verständnis. Manchmal ist es für den absoluten Neuling ein bisschen viel, aber ich habe bisher noch kein zugänglicheres Werk gefunden.
- Lineare Algebra lässt sich schnell mit dem gleichnamigen Werk von Pearson vertiefen. Hier haben wir wieder ein Lehrbuch, das ein bisschen strenger mit der Mathematik ist. Auch hier gibt es einen zeitlich begrenzen Onlinezugang zu Übungsaufgaben und die Inhalte beschäftigen sich u.a. mit Algebra in R^2 und R^3, Spaltungssatz, Gruppen und Eigenvektoren.
- Für den ersten Schritt in die Statistik empfehle ich den Kanal von Matthias Bertel, der seine hervorragende Vorlesung mit dem Titel Betriebsstatistik auf seinem ebenfalls hervorragenden Kanal „Kurzes Tutorium Statistik“ veröffentlicht hat. Auch der bereits erwähnte MathePeter hat einige sehr schöne Videos zu dem Thema auf seinem Kanal.
- Für die nötige Übung empfehle ich wieder den Peason Verlag, mit den Büchern Further Statistics 1 und 2, die wieder mit einfachen Erklärungen, viel Übung und Online-Lösungen aufwarten. Es werden nicht alle Themen abgedeckt, die in einer Statistikvorlesung besprochen werden, aber u.a. die Poisson- und Geometrische-Verteilung, Hypothesentests, Chi-Quadrat, Korrelation und Konfidenzintervalle sind drin. Diese Bücher eignen sich wieder besonders für alle, die nach Übungsaufgaben suchen.
Diese Bücher sollten dir genug Grundlagen liefern, um die Aufgaben des ersten Studienjahres lösen zu können und sie sollten das Fundament legen, auf dem du die nächsten Studienjahre aufbauen kannst.
Physik
Du sitzt in der Vorlesung, siehst Herleitungen, verstehst sie auch „eigentlich“, kannst aber am Ende keine Übungsaufgabe lösen? Mein Freund, ich hab was für dich:
- Physik funktioniert durch Übung. Und für Ingenieure und Physiker, die einen sanften Einstieg in die Materie suchen, hab ich hier den Giancoli (wichtige Bücher werden immer nach ihrem Erstautor benannt, so wie wichtige physikalische Einheiten nach wichtigen Personen benannt sind). Dieses Buch hat die Grundlagen zu allem. Klassische Mechanik? Drin. Elektromagnetismus? Drin. Die Hauptsätze der Thermodynamik? Optik? Quantenphysik? Relativistische Physik? Elementarteilchen? Alles drin. Das Buch lässt keine Wünsche offen. Am Ende jedes Kapitels gibt es mindestens 50 Übungsaufgaben auf 3 Niveaus (Niveau 1 bedeutet, Formeln anzuwenden, Niveau 2 heißt, sich Gedanken zum physikalischen Konzept zu machen und Niveau 3 bedeutet häufig, ein grundlegendes Verständnis vom physikalischen Konzept zu beweisen und geht schon mehr in Richtung Physikstudium). Die Lösungen sind für ältere Ausgaben des Buches online zu finden, die neue Ausgabe enthält einen Zugangscode zu Online-Übungsaufgaben, der 3 Jahre gültig ist, damit das Buch als Begleiter während des gesamten Physik- oder Ingenieursstudiums ausreicht. Ich liebe dieses Buch und es ist eines meiner uneingeschränkten Favoriten. Ich empfehle es jedem, der die Grundlagen der Physik lernen will.
- Der Giancoli ist mein Liebling, aber es gibt Probleme, mit denen sich Physiker beschäftigen, da reicht der Giancoli nicht mehr aus. Und hier kommt mein zweitliebster Autor ins Spiel, der aus dem Mathebereich schon bekannt ist. Chris McMullen. Denn der Mann hat auch 4 Bücher über die Physik geschrieben, die ich jedem im Grundstudium ans Herz legen kann:
Volume 1 – Laws of Motion
Volume 2 – Electricity and Magnetism
Volume 3 – Waves, Fluids, Sound, Heat and Light
Modern Physics
Diese Bücher sind eher für angehende Physiker geschrieben und enthalten in jedem Kapitel Lösungsstrategien, die sich auf die entsprechenden Aufgabentypen anwenden lassen, sowie eine Handvoll Übungsaufgaben mit Lösungen.
Zu diesen Büchern gibt es jeweils ein weiteres Buch mit 100 Übungsaufgaben, also aufpassen, welche Version du kaufst. Hier verlinkt ist die Version mit Lösungsstrategien und Übungsaufgaben. Denn ich bin mir nicht Sicher, ob die „Übungsbücher“ 100 neue Aufgaben enthalten, oder ob diese bereits in den verlinkten „Lehrbüchern“ drin stehen. - Ein Mann, der auf seinem YouTube-Kanal wie ein Verrückter Übungsaufgaben zu allen möglichen Themen der Physik veröffentlich, ist Michel van Biezen. Eine hervorragende Anlaufstelle, wenn man Aufgaben schnell und unkompliziert vorgerechnet bekommen möchte.
- Falls ich bisher zu subtil war: Physik lernt man nur durch Rechnen. Wer also seinen Wissensstand prüfen möchte, nimmt den Prüfungstrainer Physik, der Musterklausuren beinhaltet, die vorgerechnet werden, oder den Prüfungstrainer Experimentalphysik.
- Wer mehr auf klassische Lehrbücher steht, die physikalische Grundlagen mathematisch angemessen vermitteln, der sollte sich mit der Experimentalphysik von Demtröder beschäftigen. In seinen 4 Werken führt er durch alle Felder der klassischen Physik, sowie der Kern- Teilchen und Astrophysik. Aber Obacht: Das Buch ist von einem Physiker für angehende Physiker geschrieben. Nicht unbedingt leichte Kost für den Studenten, der nur ein paar physikalische Grundlagen benötigt.
- Ein ganz besonderes Werk stellen die Feynman-Vorlesungen zur Physik dar, die jeder Physikstudent und Physiker mal gelesen haben sollte. Sie sind als Fließtext mit Formeln geschrieben und basieren auf den Vorlesungen zur Physik, die Richard Feynman gehalten hat. Feynmans Ausführungen bieten einen anderen Weg zum Verständnis der theoretischen Grundlagen und dürfen einfach in keinem Physikerhaushalt fehlen.
- Pearson hat auch weitere Lehrbuch-Klassiker im Sortiment. Zum Beispiel die legendären Bücher zur Elektrodynamik, sowie Quantenmechanik von David J. Griffiths. Keine leichte Kost, aber wer sich das mathematische Handwerkszeug aneignet, um die Inhalte der Bücher wirklich zu verstehen, wird schnell merken, warum Griffiths seit Jahren einer der Platzhirsche auf dem Gebiet der Physiklehrbücher ist.
- Die theoretische Physik behandelt u.a. Thorsten Fließbach in seinen 4 Lehrbüchern, sowie einem Arbeitsbuch. Das Niveau der Bücher ist eher für Physikstudenten ausgelegt, die ihre Einführungsvorlesungen hinter sich haben.
- Einen wirklich sanften Einstieg in die Lagrange Mechanik bietet das Buch Lagrangian Mechanics For The Non-Physicist, das die Motivation sehr klar darstellt und sich relativ dankbar liest. Zumindest so dankbar, wie eine Einführung in die Lagrange Mechanik sein kann…
- Es gibt Aufgaben, die sollte jeder Physikstudent mal lösen. Solved Problems in Classical Eletromagnetism bietet genau diese Möglichkeit. Das Werk ist eine Art weiterführende Literatur für alle, die an den Konzepten des Elektromagnetismus Interesse haben.
- Eine „honorable Mention“ stellen die Bücher aus der Reihe Theroetical Minimum von Leonard Susskind dar. Susskind ist ein sehr bekannter Physiker, der in seinen Werken die grundlegende Theorie darstellt, die nötig ist, um ein Gebiet zu begreifen. Die Bücher eignen sich entsprechend nur um das Fundament zu legen. Auf seiner gleichnamigen Website hat Susskind auch einige Vorlesungen hochgeladen.
- Es schadet übrigens nie, sich Vorlesungen von anderen Dozenten anzuhören. Zum Beispiel von Marius Gritl, der an der TU München lehrt (glaube ich) und Videos über Mathematische Physik und Partielle Differenzialgleichungen hochgeladen hat. Für die Einsteiger in die Physik hat die Universität Wien Videos zur Einführung in die Physik, sowie zur Einführung in die Vektor- und Tensorrechnung hochgeladen.
- Wer sich in Richtung Biophysik spezialisieren möchte, solle einen Blick in das Buch Biophysik von Mäntele werfen. Demnächst soll auch das Lehrbuch der Biophysik herauskommen, das ich mir dann zu Gemüte führen werde.
Chemie
- Für mich ist das schönste Lehrbuch der allgemeinen/anorganischen Chemie das gleichnamige Werk „Chemie“ von Pearson. Das hier verlinkte Werk beinhaltet das Lehr- und das Übungsbuch. Das ist auch nötig, denn im Lehrbuch selbst werden nur ein paar Aufgaben gerechnet und gelöst, daher ist das Übungsbuch zwingend, um das Maximum rauszuholen. Das Übungsbuch kann auch unabhängig vom Lehrbuch erworben werden, da zu allen Aufgaben Lösungen (aber keine Lösungswege) im Übungsbuch vorhanden sind.
- Für einen schnellen Überblick über anorganische Themengebiete, sowie zugehörige Übungsaufgaben eignet sich auch das Duo Chemie verstehen und Chemie berechnen, die viele Felder der anorganischen Chemie abdecken und viele Übungsaufgaben inklusive Lösungen liefern.
- Ebenfalls explizit empfehlen kann ich das Buch Chemie vom Wiley-Verlag. Die Übungsaufgaben sind nicht zahlreich, aber dafür vielfältig und ich habe in keinem Buch eine bessere Erklärung gesehen, wie man den Satz von Hess anwendet.
- Ein weiteres Lehrbuch, das eine Vorlesung problemlos ersetzt und von daher wohl eher für Studenten der Chemie (oder Studenten mit chemischem Schwerpunkt) geeignet ist, ist Allgemeine und Anorganische Chemie, sowie das dazugehörige Übungsbuch.
- Das Übungsbuch Allgemeine Chemie verwende ich ebenfalls sehr gerne, da es neben den Übungsaufgaben und Lösungen auch eine kurze Zusammenfassung zu Beginn des Kapitels beinhaltet, in dem auch einige nützliche Formeln aufgeführt sind.
- Ein Übungsbuch, das ich wirklich nur Chemiestudenten ans Herz legen kann, ist das Buch Fit in Anorganik. Der Grund ist, dass die Aufgaben eine wirklich intensive Beschäftigung mit den Themen voraussetzen, die sich nicht zum schnellen Rechnen von Aufgaben eignet. Stattdessen werden hier auch Fragen gestellt, die in vielen anderen Büchern fehlen. Fragen, die ein tiefes Verständnis der Materie voraussetzen.
- Ich habe eine Freundin, die ist gelernte Chemielaborantin und hat danach Chemie studiert. Aber schon in ihrer Ausbildung erzählte sie Geschichten von Doktoranden, die sich im Labor angestellt haben, wie der erste Mensch. Und warum? Weil ihnen die Praxis fehlt. Wie ändern wir das? Wir üben. Zu Hause hast du kein Labor, aber zumindest Rechnen im Labor solltest du können, bevor du dich ins Labor stellst. In dem Buch finden sich viele Übungen mit Lösung, einfache Aufgaben, die das täglich Brot aller Labormitarbeiter in allen Laboren dieses Planeten darstellen. Deine Routine beim Lösen dieser Aufgaben entscheidet darüber, welchen Eindruck du im Labor hinterlässt.
- Die organische Chemie hab ich mit den Büchern aus der Trilogie „Organische Chemie“ gelernt: Grundlagen, Reaktionen, Synthese. Die Bücher sind mit wunderbaren Übungsaufgaben bestückt, aber hier stechen insbesondere die Erklärungen hervor. Kombiniert man die Trilogie noch mit dem Basisbuch Organische Chemie, sollte dem Bestehen des Moduls nicht mehr viel im Weg stehen.
- Es gibt noch unzählige weitere Felder der Chemie und ich kann leider nicht alle abdecken. Daher nur ein exemplarisches Beispiel: Für die physikalische Chemie hab ich den Atkins lieben gelernt, aber hier gilt: Schau dir an, welche Inhalte dein Dozent in den jeweiligen Vorlesungen voraussetzt.
Biologie
- Die Grundlage für jeden Biologen bildet mit Sicherheit der Campbell, der die Basis für die meisten Themengebiete der Biologie liefert. Er ist nicht nur für den Einstieg in die Biologie gut, sondern auch für das schnelle Nachlesen biologischer Grundlagen, die in anderen Fächern vorausgesetzt werden.
- Für die Biochemie verwende ich gerne den Stryer, wenn es wirklich ins Detail gehen soll. Der Stryer ist das Standardwerk und für einen vorlesungsbegleitenden Einsatz hervorragend. Wenn ich schnell Grundlagen brauche, nutze ich den Horton, der ist zum Glück nämlich nicht ganz so dick wie der Stryer mit seinen 1400 Seiten. Aber die mit weitem Abstand umfangreichsten Grafiken zu biochemischen Reaktionswegen kommen vom Kanal The Bumbling Biochemist. Der Kanal ist einen Besuch wert!
- Für die Molekularbiologie führt kein Weg am Alberts vorbei. Es hat einen Grund, warum das Ding als DAS Standardwerk gilt.
- Das Buch, mit dem ich Mikrobiologie gelernt habe, gibt es nicht mehr, aber wenn ich einen zweiten Platz küren müsste, würde ich den Brock nehmen. Nicht zu dick, trotzdem genug Inhalt, um auch Dozenten zufriedenzustellen, die in ihren Vorlesungen mikrobiologische Nischen füllen (pun intended).
- Nun gibt es viele Möglichkeiten, sich in der Biologie zu spezialisieren. Für die Immunologie ist mein absoluter Liebling und ein herausragendes Buch der Janeway.
- Wer die Biologie kennt, der muss auch Analysemethoden kennen. Und hier gibt es ein Buch, nämlich Bioanalytik von Lottspeich. Da steht alles drin. Sowohl für Theoretiker als auch Praktiker. Ich wette Geld darauf, dass jeder Dozent zu diesem Thema Abbildungen aus dem Lottspeich klaut und die Erklärungen direkt mit dazu. Eine dünnere Variante, die das Thema anders strukturiert, ist das Buch Instrumentelle Analytik und Bioanalytik.
- Passend dazu: Es gibt Anforderungen an Biolaboranten, um die sich Chemielaboranten meistens keine Gedanken machen müssen. Das Ansetzen von Zellkulturen, der Aufschluss selbiger, Probleme mit Proteasen und unlöslichen Proteinen, die Frage, warum die scheiß RNAsen einfach überall vorkommen usw.
Hier bietet sich an, ein Schema zu haben, welches das Praxiswissen über die nötigen Chemikalien und das grundlegende Vorgehen bei Extraktions- Reinigungs- und Trennverfahren liefert. Dafür nimmst du die Reihe „Der Expeirmentator“, die aus 4 Ausgaben besteht:
Molekularbiologie/Genomics: Durchführung von Fällungen und Reinigungen, Gele, Klonierung, Markierung von Sonden, PCR und noch viel mehr.
Zellkulturen: Sterilisation, Langzeitlagerung, Zellmedien, Isolierungsmethoden usw.
Proteinbiochemie/Proteomics: HPLC, ELISA, Elektrophorese, Chromatografie, all die Trenn- und Analyseverfahren sind hier drin.
Immunologie: Durchflusscytometrie, Immuno-Blot, ähnliche Immunoassays, Zellseparationstechniken und ein bisschen Biostatistik sind in diesem Werk zu finden. - Wer sich mehr mit Enzymen beschäftigen will, der hat mit Einführung in die Enzymtechnologie, oder mit dem Buch Enzyme gute Karten.
- Wenn du später im Bereich der Biologie arbeiten willst, schadet es nicht, wenn du ein Gefühl dafür entwickelst, welche Größenordnungen in einer Zelle eigentlich vorliegen. Wie viele Gramm Protein kannst du beim Zellaufschluss erwarten? Wie viele Zellen in einem Kubikmillimeter? Wie groß ist die DNA im Vergleich zum Rest der Zelle? Solche Fragen werden in Cell Biology by the Numbers erörtert.
Welche statistischen Methoden du für welchen Versuchsaufbau nutzen solltest, steht in Choosing and Using Statistics: A Biologist’s Guide.
(Bio-)Verfahrenstechnik
- Verfahrenstechnik für Ingenieure ist ein sehr schönes Buch für den Einstieg in die Verfahrenstechnik. Zusätzliche Aufgaben und Lösungen lassen sich online über den Code im Buch herunterladen und auf dem PC speichern.
- Ein Teilgebiet ist die Bilanzierung in der Verfahrenstechnik und das gleichnamige Buch, in dem einige Übungsaufgaben vorhanden sind. Allerdings gibt es im Buch Lösungen, aber keinen Rechenweg. Auch schön für das Verständnis der Vorgänge ist dieses ältere Werk zur Bilanzierung.
- Biotechnologen sollten einen Blick in das Buch Bioprozesstechnik werfen.
- Principles of Bioseperations Engineering und Bioseparations Science and Engineering sind zwei Bücher, die wohl bei Dozenten in der Biotechnologie sehr beliebt sind, wenn es um die Erstellung von Prüfungsfragen geht.
- Einige wunderbare Vorlesungen zur Verfahrenstechnik findest du auf dem Kanal Der Rührkessel, auf dem Vorlesungen der HAW Hamburg hochgeladen wurden.
Pharmazie
- Pharmazeuten müssen Medikamente kennen. Wirkstoffklassen, Wirkprinzip, Rezeptoren, Nebenwirkungen. Der Aktories hat genau das. Und der Aktories lässt sich das mit stolzen 99,99€ bezahlen. Leider ist es DAS Standardwerk der Pharmazie, weshalb sich der Kauf zumindest für all jene lohnt, die als Pharmazeuten tätig sein wollen.
- Es gibt genau einen Ort, an dem Pharmazeuten und PTAs alles finden, was ihr Herz begehrt. Nämlich im Deutschen Apothekerverlag, einer wahren Goldgrube. Im Folgenden habe ich eine kleine Auswahl zusammengestellt, aber bisher hatte ich bei diesen Büchern noch keinen Fehlgriff. Wenn ich nach einem Manko suchen sollte, ist es die Kombination aus dem Preis und der Tatsache, dass man die Bücher leider nirgendwo kostenlos runterladen kann.
Klinische Pharmazie befasst sich mit der Frage, worauf bei einer aktiven Behandlung von Patienten zu achten ist. Besonderheiten, die nur in Patientengruppen auftreten werden angesprochen. Hier geht es weniger um ein explizites Verständnis von pharmazeutischen Vorgängen als vielmehr um die Dinge, auf die man in der aktiven Therapie achten muss.
Medizinische Chemie ist ein Buch, ähnlich wie der Aktories, nur liegt hier der Fokus eher auf der Arzneimittelseite. Zu Wirkstoffklassen und Applikationsorten findet sich eine Vielzahl von Strukturformeln der Wirkstoffe, aber es wird natürlich auch auf ihre Rolle im Stoffwechsel eingegangen.
Die Pharmazeutische Technologie gibt es ein Mal von Voigt und ein Mal von Bauer/Frömming/Führer. Die Bücher unterscheiden sich nur in Nuancen, aber vor dem Kauf rate ich zu einem Blick ins Inhaltsverzeichnis und zu einem Abgleich mit den Anforderungen, die an dich gestellt werden.
Die Pharmakokinetik wird im Buch Biopharmazie komplett durchexerziert. Inklusive sämtlicher Formeln, Grafiken und allen Infos, die wichtig sind.
Analytik I und II. Das Kapitel „Chemische Analyse funktioneller Gruppen“ in Analytik I hat mir mein Pharma-Chemie-Praktikum wirklich erleichtert, da die Bücher – wie der Name bereits sagt – auf all die Inhalte eingehen, die im Pharma-Praktikum und auch in der Ausbildung zum PTA erwartet werden.
Programmieren
- Als kompletter Anfänger eine Programmiersprache zu lernen, ist ein riesen Problem. Denn die größte Herausforderung besteht nicht darin, die Befehle der Sprache zu lernen, die kann man in der Dokumentation nachlesen. Die Herausforderung besteht darin, so abstrakt zu denken, dass man Aufgaben mithilfe einer Programmiersprache darstellen und lösen kann. Leider verschwenden viele Kurse ihre Zeit mit diesen Befehlen, anstatt das gedankliche Konzept darzustellen. Hier kommt der Kurs ins Spiel, mit dem ich während meiner Studienzeit JEDEN genervt habe, der in meiner Hörweite sagte, dass er Probleme beim Programmieren habe: CS50’s Introduction to Computer Science
Ein Kurs der Harvard-Universität. Er basiert auf der gleichnamigen Vorlesung, die online abrufbar ist. Der Kurs ist online das ganze Jahr über belegbar. Das heißt, jeder Teilnehmer kann die Vorlesungen ansehen und die Aufgaben, die den Studenten in Harvard präsentiert werden, selbst lösen und offiziell einreichen. Dafür haben die Verantwortlichen des Kurses einen eigenen Online-HUB eingerichtet (der verlinkte Kurs muss mit dem verlinkten HUB kombiniert werden, damit der Zugriff funktioniert). Wer den gesamten Kurs beendet, bekommt ein Harvard-Zertifikat (über die verlinkte Seite edX kann man auch für etwa 300 Euro ein offizielles Zertifikat ordern). Die im Kurs verwendeten Sprachen sind C und Python, aber viel wichtiger ist, dass dieser Kurs die gedankliche Abstraktion, die beim Programmieren erforderlich ist, in aller Ruhe lehrt. Und das zahlt sich aus. Zumindest, solange man die Aufgaben selbstständig löst und sich nicht hinreißen lässt, nach Lösungen zu googeln.
Woher bekomme ich die Bücher?
Sich auch nur einen Bruchteil der Bücher anzuschaffen bedeutet, dass du wohl mehrere Organe verkaufen musst. Alle hier aufgelisteten Bücher würden zusammen weit über 1000€ kosten. Und Bücher gebraucht zu kaufen ist immer ein kleines Glückspiel. Gerade in älteren Auflagen gibt es häufig noch Fehler in Erklärungen oder insbesondere in Rechenaufgaben. Sehr oft fehlen auch ganze Kapitel, die erst in neuen Auflagen eingefügt werden. Daher sollte deine erste Anlaufstelle der Online-Zugang deiner Uni sein. Gerade Bücher vom Springer-Verlag kann man eigentlich fast immer problemlos über diesen Zugang runterladen. Bei anderen Verlagen kommt es darauf an, welche Verträge deine Uni mit diesen abgeschlossen hat. Du solltest aber einen Zugang zu den digitalen Medien deiner Uni haben, und entsprechend schnell rausfinden, welche Bücher zur Verfügung stehen.
Wenn das nicht klappt, gibt es noch eine weitere Idee und ab jetzt agierst du auf eigene Gefahr. Ich habe noch keine negativen Erfahrungen mit folgender Methode gemacht, aber ich kann nicht garantieren, dass das bei dir genau so ist. Solltest du auf die Seite libgen.is gehen, wirst du von einer Eingabezeile begrüßt, wo du den Titel des Buches eintippen kannst. Achte darauf, dass der Titel völlig korrekt eingetippt ist. Vergiss keinen Buchstaben. Dann gehst du auf Search. Wenn kein Treffer gefunden wird, lösch ein paar Sonderzeichen aus dem Buchtitel, oder kürze die Länge des Titels und versuche es nochmal. Du kannst auch den Namen des Autors eingeben. Wenn du anschließend noch immer nichts angezeigt bekommst, gibt es das Buch wohl nicht online (und du kommst wohl nicht um den Kauf herum). Wenn du aber Treffer findest, sortierst du die erstmal nach Jahr, um den aktuellsten Treffer angezeigt zu bekommen. Du siehst mehrere Spalten mit dem Autorennamen, dem Titel des Buches, dem Erscheinungsjahr, der Seitenzahl, Sprache und dem Begriff Mirrors. Mirrors sollte nun dein Ziel sein. Auf den 3 angegebenen Mirrors liegt das Buch. Du nimmst aber immer nur den ersten Mirror, nie den zweiten oder dritten. Du klickst also auf die [1] und wirst auf eine Seite geleitet, wo du auf den oben stehenden Begriff „Get“ klickst und das Buch runterlädst. Das funktioniert bei vielen Büchern und erspart häufig den Kauf. Und wenn du ein Buch gefunden hast, das du für gut erachtest, teilst du das natürlich mit deinen Kommilitonen und schickst ihnen hoffentlich auch den Link zu diesem Beitrag hier.
Sehr nette Auflistung!
Einige der Schinken stehen bei meiner Frau (Biotechnologin) auch im Regal. Sie hatte allerdings das Glück, dass ihre Uni-Bibliothek regelmäßig ältere Auflagen der Fachbücher für einen symbolischen Euro and die Studenten verkauft hat. Da würde ich jedem Studi raten mal in seiner Bib nachzufragen, ob diese das auch anbietet.
Was ich ein bisschen vermisse ist Einführungsliteratur in die (Bio-)Informatik bzw. das Lernen einfacher Programmiersprachen (Python, teilw. noch Perl, etc.). Erfahrungsgemäß ist die Wahrscheinlichkeit in MINT-Fächern relativ gro´ß irgendwann mal etwas coden zu müssen, da sind gute Grundlagenwerke sehr hilfreich.
Absolut richtig. Ich weiß auch nicht, warum ich den Teil nicht direkt drin hatte. Naja, jetzt hab ich meinen absoluten Lieblingskurs ergänzt