Physikstudium: Der Überlebensguide

Du willst also Physik studieren, ja? Willst du Ingenieur werden, oder eher richtiger Physiker? Vielleicht hast du Physik auch nur als Nebenfach und möchtest deinem Angstgegner gut vorbereitet begegnen?

Naja, eigentlich ist es ja wurscht. Wichtig ist eher, dass du dein Studium durchziehst und die größten Fallen vermeidest, denen du im Laufe der nächsten Jahre so begegnen wirst. Und weil wir eine lange Liste vor uns haben, beginnen wir lieber gleich:

Ein sicherer Job und viel Geld?

Vielleicht hast du dein Studium begonnen, weil man dir Geschichten erzählt hat. Geschichten davon, wie viele Ingenieure und Naturwissenschaftler in Deutschland gebraucht werden, welche Unternehmen händeringend nach gut ausgebildeten Kräften suchen und wie sorgenfrei das Leben ist, wenn man den Abschluss in der Tasche hat.
Leider stimmt nichts davon. Insbesondere Ingenieure landen gerne in Zeitarbeitsfirmen, was teilweise erhebliche finanzielle Einbußen und die Unsicherheit, morgen vielleicht keinen Job mehr zu haben, mit sich bringt. Von der Behandlung innerhalb der Firmen ganz zu schweigen. Physiker sind auf dem Arbeitsmarkt ein wenig besser gestellt, aber wer einen Job in der Forschung bekommen möchte, wird sich auch damit auseinandersetzen müssen, einen befristeten Vertrag zu erhalten und nach 3 Jahren gegebenenfalls einen neuen Job suchen zu müssen. In der Privatwirtschaft haben Ingenieure und Physiker ein ähnliches Anforderungsprofil, was ihre Situation auf dem Markt vergleichbar macht.

Jetzt klingt das alles natürlich nicht gerade aufbauend, aber wer einen guten Abschluss erreicht und schon während des Studiums Kontakte sammelt, wird sich auf dem Arbeitsmarkt auch behaupten. Aber bis es soweit ist, muss ja erstmal der Abschluss her, und da stellt sich für viele angehende Studenten immer wieder die Frage:

Ist Physik das richtige für mich?

Es scheint sich ja noch hartnäckig das Gerücht zu halten, dass man als Physiker gut in Mathe sein muss. Physik- und Mathe-LK sind ja angeblich Pflicht, wenn man ein Studium in diesem Bereich anstrebt.
Und da kann ich euch direkt beruhigen: Eure bisherigen Leistungen in Mathematik und Physik interessieren im Studium wirklich keine Sau mehr. Natürlich macht ihr euch das Leben einfacher, wenn ihr ein paar Vorkenntnisse mitbringt, und man euch nicht mehr erklären muss, wie man zwei Zahlen dividiert, aber selbst ein Physik-Leistungskurs wird euch im Studium lediglich ein paar Wochen Luft verschaffen, danach müsst ihr genauso reinhauen, wie alle anderen. Reinhauen ist hierbei auch das richtige Stichwort, denn ihr müsst im Studium ständig aktiv bleiben. Ihr habt euren Berufsqualifizierenden Abschluss bereits in der Tasche. Das Studium tut ihr euch freiwillig an und niemand wird hinter euch stehen und euch erzählen, dass ihr den Arsch hochkriegen müsst, um zu lernen. Auch wird euch niemand an Deadlines erinnern. Die Frist zur Klausuranmeldung müsst ihr genauso selbst regeln, wie die rechtzeitige Überweisung der Semestergebühren für das nächste Semester. Wer das verpennt, hat gelitten. Und zwar ohne Diskussion.

Wer allerdings diese Selbstdisziplin mitbringt, auch ohne fremde Hilfe am Stoff dranzubleiben, der wird belohnt. Auch Nieten in Mathe und Physik (so wie ich eine war), können sich die Grundlagen erarbeiten. Es braucht nur Fleiß. Und am Ende winkt als Lohn der Einblick in die Welt, wie ihn nur wenige Menschen bekommen. Das Studium bietet die Gelegenheit, nicht nur zu verstehen, wie die Natur funktioniert, sondern das Fundament zu verstehen, auf dem die Natur aufbaut. Man wird regelrecht demütig, wenn man sich bewusst macht, wie unfassbar komplex die Natur um uns herum ist, und wie exakt ihre einzelnen Teile ineinandergreifen.

Gut, okay, den Teil mit dem „verstehen, wie die Natur funktioniert“ könnt ihr gleich wieder streichen. Das Studium wird in den ersten anderthalb Jahren für die meisten Studenten viele Fragen beantworten, aber spätestens im 4. Semester könnt ihr eh alles wieder über Bord werfen, was ihr gelernt habt.

Vom Freigeist zum besseren Azubi

Wo wir gerade darüber reden, was man so alles lernen kann; die Universität ist nicht nur ein Ort, an dem ihr auf euer Berufsleben vorbereitet werdet, sondern an dem ihr eure eigenen Fähigkeiten und Interessen kennenlernen solltet. Vor der Bologna-Reform war es gang und gebe, dass Studenten erst weit nach der Regelstudienzeit den Abschluss erwarben. Dies hatte aber den Vorteil, dass solche Studenten mehr mitbrachten, als nur das Wissen aus ihrem Fachbereich. Es hat noch nie einem angehenden Physiker oder Ingenieur geschadet, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich weitere Fächer anzuschauen, einfach nur aus Interesse. Fächer wie Informatik oder Chemie sind da die naheliegenden, aber auch BWL, Germanistik oder Kunstgeschichte können dazu beitragen, den eigenen Horizont zu erweitern. Denn wie gesagt, das Studium dient nicht nur dazu, fit für den Arbeitsmarkt zu werden, sondern soll aus dem Studenten in erster Linie einen gebildeten, intelligenten Menschen machen.

Hierzu ein kleiner Schwank aus den zwei Standorten, an denen ich bisher studierte:
Als Physiker in Marburg bekamen wir die Gelegenheit, unseren Studienplan jedes Semester selbst zusammenzustellen. So war es uns auch möglich, Kurse zu suchen und zu belegen, die für unseren Abschluss nicht relevant waren. An meiner aktuellen FH sieht die Sache anders aus. Wir bekommen in jedem Semester den fertigen Stundenplan vorgelegt und niemand erwähnt auch nur mit einem Wort, dass dieser lediglich einen Vorschlag darstellt. So wissen viele Erstsemester schlicht nicht, dass sie an der Uni mehr Freiheiten haben, als früher an der Schule und sie ihre Kurse selbst zusammenstellen können. Das Ende vom Lied ist dann, dass Fachfremde Kommilitonen quasi nie mit anderen in einer Vorlesung sitzen. Eine Weiterbildung über die Grenzen des eigenen Fachgebiets hinaus ist nicht gewollt – durch Bologna scheint das nicht mehr möglich.
Und diese Einschränkung muss nicht mal darin bestehen, dass ein Physiker keine Zeit mehr für Germanistik hat, die Einschränkung kann auch im eigenen Fachgebiet stattfinden. Wenn ein Physiker sich entscheiden muss, ob er die Vorlesungsreihe in Analysis oder linearer Algebra belegt, weil nur für eines davon Zeit bleibt, dann geht dem Physiker ein wichtiger Baustein seines Faches verloren. Wenn ein theoretischer Physiker keine Zeit für ein Seminar in Festkörperphysik hat, ist das Problem genau dasselbe.
Gleiches gilt natürlich auch für jeden Ingenieur und andere Naturwissenschaftler.

Während man sich selbst kennenlernt und seine eigenen Interessen findet, stellt man vielleicht sogar fest, dass der gewählte Studiengang nicht der Richtige ist. Vielleicht sogar, dass man gar nicht für’s studieren geeignet ist. Den Studiengang zu wechseln oder sich für eine Ausbildung zu entscheiden, ist längst kein Tabu mehr. Bei Arbeitgebern kann so eine Entscheidung sogar anerkennend wahrgenommen werden, weil der Bewerber offensichtlich weiß, wer er ist.

Und natürlich ist auch der Studiengangwechsel kein Thema, sowas werdet ihr in jedem Semester erleben. Einer meiner Kommilitonen war mit seinem Physikstudium auf Lehramt fast fertig, als er umschwenkte, um bei uns Ingenieur zu werden.

Auch Quereinsteiger sind keine Seltenheit. Viele wollen vor dem Studium eine Ausbildung machen, um sich gewisse Kenntnisse anzueignen, Geld zu verdienen und etwas in der Tasche zu haben, wenn’s mit dem Studium nicht klappt. Diese Quereinsteiger sind auch nicht zwingend Mitte 20, sondern auch gerne mal knapp 40 und auf der Suche nach beruflicher Weiterentwicklung.
In letzter Zeit tauchen auch vermehrt Gasthörer im Rentenalter auf, die sich einfach nur geistig fit halten wollen. Und dieses Sammelsurium von Personen bringt mich zum nächsten Punkt:

Gemeinsam seid ihr stark

Im Studium kommt es auf eure eigenen Leistungen an. Aber wer sich einer Gruppe mit Kommilitonen vernetzt, der kann sich das Studium extrem erleichtern. Gruppen in WhatsApp und Facebook sind heutzutage schon Standard und erleichtern die Kommunikation untereinander erheblich, insbesondere, wenn wichtige Deadlines fällig sind. Aber auch abseits davon ist es wichtig, sich mit Kommilitonen zu treffen, um zu lernen oder gemeinsam Aufgaben zu rechnen. In Vorlesungen die für euch zu ungünstigen Zeiten liegen, kann man sich mit der Anwesenheit abwechseln. Dann schreibt jede Woche einer für alle die Vorlesung mit und teilt seine Mitschrift.
Vertraut mir, ihr werden von den Vorkenntnissen eurer Kommilitonen profitieren. Ein ehemaliger Azubi kann euch zeigen, wie ihr das gelernte praktisch verwenden könnt und jemand der bereits studiert hat, wird euch vielleicht Verständnisfragen beantworten können.

Aber ein Netzwerk aus Kommilitonen zahlt sich auch nach dem Studium aus. All die Menschen mit denen ihr studiert, werden selbst irgendwann Jobs finden, besondere Fähigkeiten erwerben, sie werden Menschen kennenlernen, die euch nützen können und wer sich bereits im Studium ein Netzwerk aufbaut, der wird am Ende auf dem Arbeitsmarkt die Nase vorne haben. Denn auch hier gilt das alte Sprichwort: Kontakte sind nur scheiße für Leute, die keine haben.

Studieren heißt auch Lernen lernen

Aber all diese Dinge sind eigentlich nebensächlich. Denn am Ende ist die Eigenleistung essentiell und das heißt: Lernen.

Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man lernt. Einige brauchen die Vorlesungen, andere haben lieber Bücher, wieder andere wollen YouTube-Videos ansehen und wieder andere lernen am besten, indem sie Übungsaufgaben rechnen.
Gehen wir diese Methoden mal der Reihe nach durch:

Vorlesung:
Die Vorlesung ist das, was das Studium ausmacht. Die Kombination von Forschung und Lehre. Wissenschaftler die die Grenzen des menschlichen Wissens erweitern, teilen ihre mannigfaltigen Kenntnisse mit Generationen von wissbegierigen Studenten und blablabla.

Die Wahrheit sieht leider häufig anders aus. Natürlich sind die meisten Dozenten auf ihrem Fachgebiet hervorragend ausgebildet, aber nicht jeder ist ein guter Lehrer der den Stoff angemessen vermitteln kann. Deshalb sollte bei jedem Modul, das ihr auswählt, die Frage sein: Muss ich dort anwesend sein, oder kann ich dort anwesend sein?
Bei einer Anwesenheitspflicht erübrigt sich die Diskussion, aber bei den verbliebenen Fächern solltet ihr euch gut überlegen, ob ihr dort genug Wissen vermittelt bekommt, oder ob ihr auf andere Möglichkeiten ausweicht. Ich hätte da auch wieder ‚ne Geschichte:

Ich hab‘ ein Fachabi in Informatik aber ich konnte trotzdem absolut nicht programmieren, obwohl dies einer der Schwerpunkte des Fachgebiets war. In meinem ersten Semester als angehender Ingenieur stand aber die Einführung ins Programmieren auf dem Stundenplan. Unser Dozent war ein unglaublich netter und intelligenter Mensch, der didaktisch allerdings wirklich wenig drauf hatte. Quellcode mittels schwachem Beamer auf eine Leinwand zu projizieren und dabei irgendwas darüber zu erzählen ist leider nicht gerade aufmerksamkeitsfördernd, sodass ich die Klausur im ersten Anlauf nicht bestanden habe. Ziemlich entmutigend, zumal das meine Befürchtung bestärkt hat, ich wäre zu doof zum Studieren.
Wie ich die Klausur trotzdem nicht nur bestanden habe, sondern wirklich lernen konnte, wie man erstklassig programmiert, erfahrt ihr allerdings erst in einem späteren Abschnitt.

Welche Vorlesung sich für euch lohnt, werdet ihr relativ schnell feststellen und entscheiden, ob eure Zeit in der Vorlesung gut angelegt ist, oder ob sie in der Bibliothek besser genutzt ist.

Bücher:

Eine ausführlichere Up-To-Date-Liste der Studienliteratur findet ihr unter diesem Link

Bücher können nicht nur eine hervorragende Ergänzung zur Vorlesung sein, sondern sind gelegentlich auch ein willkommener Ersatz für selbige. Dabei ist Buch nicht gleich Buch. Denn der Segen der Naturwissenschaft ist auch gleichzeitig ihr Fluch. Die Erkenntnisse dieser Wissenschaft haben teilweise schon Jahrtausende auf dem Buckel und jeder Wissenschaftler der Geschichte hatte Zeit, ein Buch darüber zu verfassen. Die Auswahl auf dem Markt kann einen förmlich erschlagen, besonders wenn es um den Anspruch geht, den man an das Buch hat. Soll es…

…einen Ersatz für die reine Physikvorlesung darstellen?
…einen Ersatz für die Physikvorlesung des Ingenieurs darstellen?
…zur Nachbereitung des in der Vorlesung gelernten geeignet sein?
…sich zur Klausurvorbereitung eignen?
…viele Übungsaufgaben enthalten?

Gleich vorab: Bücher, die in ihrem Gebiet Dominieren werden nicht beim Buchtitel genannt, sondern beim Namen des Autors.
(Ach, und bevor ich’s vergesse, ich mache hier keine Werbung, erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit der Liste, sondern berichte nur von Büchern die ich selbst mag)

Wer ein Buch sucht, um sich die Physikvorlesung zu sparen, der ist wohl mit dem Demtröder am besten bedient.
Wolfgang Demtröder hat eine Buchreihe zur Experimentalphysik geschrieben, die wohl in keinem Bücherregal eines Physikers fehlen sollte. Dabei sind die Bände in erster Linie mathematisch korrekt formuliert und mit einigen wenigen Übungsaufgaben gespickt, die lediglich zum Verständnis dienen.
Interessant sind die Bücher für Studenten der reinen Physik oder für Leute, die gerne tief in ein Thema einsteigen und sich für die Grundlagen interessieren. Hier werden allerdings umfassende mathematische Kenntnisse vorausgesetzt.

Einen anderen Ansatz verfolgen die Bücher vom Pearson-Verlag, genauer, der Giancoli, ein 1600-Seiten dicker Wälzer, der mit 80 Euro nicht nur ein Loch in die Brieftasche des Studenten, sondern auch ein Loch in die meisten Regalbretter reißt, auf denen er steht. Aber dieser Preis ist auch gerechtfertigt. Der Giancoli kann nämlich sowohl von Studenten, als auch von Schülern benutzt werden. Er ist für Physiker genauso interessant wie für Ingenieure und jeden anderen, der sich für Physik interessiert. In diesem Buch wird jedes Gebiet der Physik behandelt, von der klassischen Mechanik über Thermodynamik, Elektrodynamik, Optik, Quanten- und Astrophysik, ist für jeden was dabei. Der didaktische Anspruch richtet sich in erster Linie an das Verständnis der Grundlagen, dabei werden eventuelle mathematische Methoden im Fließtext erarbeitet und der Schreibstil ist noch dazu sehr unterhaltsam und mit vielen Bildern (keinen einfachen Grafiken) untermalt.
Und das Beste ist: Er beinhaltet über 3000 Übungsaufgaben inklusive Lösungen (online), um sowohl den Stoff zu verstehen, als auch für Klausuren zu üben. Ich persönlich habe mit diesem Buch am meisten gelernt und kann es nur jedem empfehlen – auch wenn richtige Physiker vielleicht noch das ein oder andere Buch zur Vertiefung gewisser Themen benötigen.

Allgemein scheint das der Anspruch des Pearson-Verlags zu sein. Verständliche Lektüre, die wenig Wissen voraussetzt und viel gemeinsam erarbeitet. Das bezieht sich nicht nur auf die Physik, auch die Bücher über lineare Algebra, Brückenkurse zur Mathematik, Bücher über Chemie, Informatik oder Psychologie, sie alle sind nach diesem Muster aufgebaut. Zwar gibt es auch ein paar Rohrkrepierer, aber im Zweifelsfall helfen die Bewertungen bei Amazon.

Wer sich anderweitig zu helfen weiß und lediglich daran interessiert ist, einige Aufgaben durchzurechnen, der ist mit so einem Prüfungstrainer gut bedient. Die Übungen ziehen sich durch alle Fachgebiete der Physik und sind in drei Schwierigkeitsgrade unterteilt. Die Lösungen sind im Buch mitgeliefert und gipfeln in einigen Probeklausuren, mit denen man sich und sein Wissen testen kann.

Was in keiner Klausur fehlen darf, ist eine Formelsammlung, wie z.B. der Kuchling. Alle wichtigen physikalischen Formeln und unzählige Tabellen über die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Elemente machen das Ding zum perfekten Freund in Prüfungssituationen.

Wer sich mathematisch ein wenig Bilden muss, dem kann ich nur die drei Bände „Mathematik für Ingenieure“ ans Herz legen, in dem alle wichtigen Kniffe behandelt werden, die der Ingenieur und der Physiker kennen müssen. Hierbei solle man ein bisschen was von Mathe verstehen, aber der Anspruch ist nicht so krass wie der eines Demtröders.
Physiker müssen allerdings für ihr Studium schnell auf tiefergehende Literatur zurückgreifen, weshalb ich diesen die drei Bände nur eingeschränkt empfehlen kann.

Ich könnte diese Liste noch über Seiten fortsetzen. Ich hab‘ viele Bücher hier stehen und probiert, egal ob Physik, Chemie, Mathe, Informatik, oder Wissenschaften die diese drei Fachgebiete kombinieren, ich kenn‘ sie (fast) alle. Wenn ihr euch also vor dem Kauf eines Buches nicht sicher seid, lasst ruhig einen Kommentar da und ich schaue mal, ob ich Erfahrungen mit dem Buch habe.

YouTube und Online-Plattformen:
Bücher sind allerdings eine ziemlich teure Angelegenheit. Alleine die Bücher die ich oben verlinkt habe, kosten gemeinsam locker über 200 Euro. Deshalb sollte man sich vorher darüber informieren, ob keine günstigere Alternative dazu besteht. Und hier kommt das Internet ins Spiel. In den letzten Jahren ist das Angebot an interaktiven Lernplattformen immens gewachsen. Und an dieser Stelle kann ich das Geheimnis lüften, wie ich doch noch programmieren gelernt habe.
Grund dafür war dieser kostenlose Online-Kurs von edX, einer Plattform die Kurse verschiedener Universitäten zusammenbringt, um Menschen die Chance auf Bildung zu ermöglichen. Man benötigt zwar fließende Englischkenntnisse, aber der Rest regelt sich in gewissen Fächern von selbst.
Der Kurs, der mir Programmieren beigebracht hat, hieß „Introduction to Computer Science“ und wird an der Harvard-University unter dem Kürzel CS50 geführt. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe noch nie so eine unglaubliche Vorlesung gehört. Ein Dozent mit so viel Liebe zu seinem Fach, der Energie mitbringt und ein System von weiteren Videos, die bei Problemen eine Erklärung liefern, den oben erwähnten Online-Kurs, der die Möglichkeit bietet, Übungsaufgaben der Uni selbst zu erledigen, einzuschicken und am Ende ein Zertifikat zu erwerben – es ist ein Kurs an dessen Qualität nur wenig andere heranreichen. Aber seht selbst:

Wer Nachhilfe in Mathe braucht, kann sein Glück mal auf dem Channel von Daniel Jung versuchen, der alle mathematischen Grundlagen von der 5. Klasse bis zum Abitur und auch darüber hinaus Videos produziert, von denen selbst Studenten noch etwas lernen können.
Studenten die Probleme dabei haben, bestimmte Aufgaben zu verstehen oder zu lösen, werden beim Physiker Stephan Müller ihren Lehrmeister finden. Der Schweizer veröffentlicht regelmäßig Videos in denen er physikalische Grundlagen erklärt und nebenbei noch Übungsaufgaben löst.

Walter Lewin ist ein Physiker am MIT und ungeschlagen, wenn es um unterhaltsame und zugleich lehrreiche Vorlesungen geht. Seine Reihe zu den Grundlagen der Physik sollte jeder mal gesehen haben, egal ob Student oder nicht:

Für die Studenten, deren Englisch nicht sicher genug ist, kann ich die Universität Wien empfehlen, die sowohl Videos mit den mathematischen Grundlagen veröffentlichen, als auch eine Vorlesungsreihe zur klassischen Physik, also klassische Mechanik, Thermodynamik, Elektromagnetismus und Optik.

Wer nur einen schnellen Überblick über die Grundlagen eines Faches braucht, dem muss ich den Channel „Crash Course“ ans Herz legen. In ungefähr 40 jeweils rund 10-Minuten langen Videos wird dort fast jede Naturwissenschaft überraschend detailliert und mathematisch erklärt. Egal ob Physik, Chemie, Biologie, Computerwissenschaften, Psychologie, Philosophie, wer einen Einstieg in ein Thema Sucht und Wert darauf legt, die Grundlagen zu verstehen, der MUSS diesen Channel regelmäßig konsultieren.

Zettelrechnen:
Viele Unis und Hochschulen geben jede Woche Übungsaufgaben in den jeweiligen Fächern heraus, mit denen das gelernte vertieft werden soll. Bei einigen (zumeist Unis) ist die Abgabe der Aufgaben Pflicht und Teil der Prüfungsleistung. Andere sehen die Übungen eher als freiwilligen Service an, aber egal wie es eure Uni handhabt, RECHNET DIE ZETTEL!
Versucht es erst alleine, wenn ihr dann nicht weiterkommt, trefft euch mit Kommilitonen zum gemeinsamen Zettelrechnen und wenn selbst das nichts bringt, geht in den Sprechstunden zu den Professoren. Das mag am Anfang komisch sein, aber die Profs sind dazu da, euch zu betreuen und wenn sie sehen, dass ihr euch beim Lösen der Aufgaben bemüht und euer Studium ernst nehmt, werdet ihr nicht nur mehr lernen als die anderen Studenten, nein, dann eröffnet euch das auch einige weitere Möglichkeiten, um bequemer durch’s Studium zu kommen. Wenn ein Praktikumsplatz zu vergeben ist, werden die Profs an euch denken. Wenn Bachelorarbeiten betreut werden müssen, wird für eure vielleicht noch ein Platz freigeschaufelt, wenn irgendwo ein Job zu vergeben ist (denn nicht vergessen: Dozenten haben auch einen sehr guten Draht zur Industrie), kommt man auf euch zurück.
Das alles bekommt ihr aber nur, wenn ihr euch bemüht. Und für den Anfang genügt es, die Übungsaufgaben gewissenhaft zu rechnen. Und wenn ihr wirklich mal festhängen solltet, besorgt euch das Ergebnis und macht es wie beim Tunnelbohren: Fangt von beiden Seiten an und betet, dass ihr euch in der Mitte trefft!

Und wie finanziere ich mir den ganzen Spaß?

Tja, hier kommt jetzt der Knackpunkt. Bisher hat euch der Guide Möglichkeiten an die Hand gegeben, euch selbst auszuleben und im Studium den Stoff zu verstehen. Aber da mit dem Beginn eines Studiums auch ein neuer Lebensabschnitt auf viele zukommt, wählen eine Menge Studenten die Option, die Eltern zu verlassen und selbstständig zu werden.
Und hier wird die Sache unangenehm kompliziert. Denn nur die wenigsten Studenten haben die Möglichkeit, nebenbei noch Teilzeit in einem Unternehmen zu arbeiten, um 1000 Euro oder mehr zu verdienen.
Hier greifen viele Studenten zu 400- bzw. 450-Euro-Jobs. Und diese Jobs gibt es wirklich wie Sand am Meer. Wenn Arbeitgeber billige Kräfte für wenig Geld ausnehmen können, wird man euch mit Angeboten quasi zuscheißen. Man muss nur die Augen offenhalten. Natürlich gibt es die Klassiker, wie z.B. Kellnern oder Regale im Supermarkt befüllen, aber es gibt auch Jobs, die für euer Fachgebiet geeignet sind. Wer Kontakte zu Unternehmen hat, kann dort (insbesondere mit ein paar Semestern Studienerfahrung) relativ schnell einen Minijob finden, bei dem seine Fähigkeiten zumindest teilweise gefragt sind.  Ich für meinen Teil arbeite in ‚ner Fahrschule, weil ich super labern kann.
Universitäten und Hochschulen haben auch häufig Stellen zu vergeben, besonders beim ASTA oder als Tutor.
Es gibt auch eine Reihe von ganz mutigen Studenten, die während ihres Studiums ein eigenes Unternehmen eröffnen und sich so das Geld für ihr Studium verdienen. Das ist allerdings nur für Leute geeignet, die schon hochspezifisches Wissen mitbringen, da solche Unterfangen schnell in die Hose gehen können.

Aber selbst 450 Euro pro Monat sind zu wenig um anständig zu leben. Natürlich lässt sich Geld sparen, indem man in der Hochschulmensa essen geht, im Discounter einkauft, auf Fleisch verzichtet, nach Angeboten schaut, Möbel und Kleidung gebraucht kauft und häufiger das Rad bzw. das Studententicket für öffentliche Verkehrsmittel nutzt, aber all das hilft nur bedingt.
Allein die Miete frisst in Studentenhochburgen locker 400 Euro pro Monat, dazu noch die Semestergebühren und Kosten für Lebensmittel, da muss mehr Geld her.
Das kann von den Eltern kommen. Vielleicht verfügen sie über Reserven und können hier und da mal mit 100 Euro aushelfen, aber wo selbst das nicht möglich ist, muss man sich mit dem Staat auseinandersetzen. Kindergeld wird bis zum 25. Lebensjahr gezahlt und gehört – rein rechtlich – euch.

Abgesehen davon gibt es natürlich noch den Klassiker schlechthin. BAföG. Der Höchstsatz für Studenten beträgt zurzeit rund 700 Euro. Den zu bekommen ist aber quasi unmöglich, da sich der Satz nach dem Einkommen der Eltern und den Geschwistern berechnet (egal ob man von der Kohle was sieht, oder nicht), das eigene Einkommen abgezogen wird, der Wohnort einfließt, und so weiter.
In Kombination mit einem Nebenjob ist das BAföG allerdings in einigen Fällen durchaus hoch genug, um durch’s Studium zu kommen. Es ist nicht einfach, aber es wäre irgendwie zu bewerkstelligen.

Gäbe es da nicht so ein fieses Detail:
Wer die Regelstudienzeit überschreitet, der fliegt raus. Dabei ist egal ob ihr den Antrag im 1. oder im 6. Semester stellt, wenn ihr über das Semester hinaus weiterstudiert, das in der Prüfungsordnung als Regelstudienzeit angegeben wird, verliert ihr die Förderung.

Das steht ein wenig konträr zu meinem Ziel, auch aus dem Bachelorstudium wieder eine Chance auf persönliche Bildung zu machen. Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit, die entweder mit dem BAföG kombiniert werden kann, oder alternativ zu ihr bezogen wird.

Der Bildungskredit der KfW. Viele andere Banken bieten den auch an, aber nur bei der KfW kenne ich die Konditionen. Der Kredit ist unabhängig von der Anzahl der Fachsemester zu beziehen und läuft maximal 14 Semester, also 7 Jahre lang. Die Höhe der Auszahlung kann vom Studenten monatlich bestimmt werden und die Tilgung beginnt spätestens nach 23 Monaten. Gefordert wird lediglich ein Leistungsnachweis nach 6 Fördersemestern.
Im Gegensatz zum BAföG, wo nur rund die Hälfte des Geldes zurückgezahlt werden muss, wird beim Bildungskredit allerdings der volle Betrag inklusive Zinsen fällig.

Wer nicht mehr BAföG-Berechtig ist, der hat ebenfalls Anspruch auf Wohngeld. Dabei werden die Mietkosten anteilig vom Staat übernommen, ohne spätere Rückzahlung. Die genaue Höhe der Kostenübernahme müsst ihr allerdings bei eurer zuständigen Wohngeldstelle erfragen.

In jedem Fall ist das BAföG eine wunderbare Möglichkeit für Studenten. Vor dem Abschluss eines Bildungskredites solltet ihr aber unbedingt mehrere Angebote in Ruhe vergleichen und insbesondere ein Auge auf die Zinssätze haben, die bei der Tilgung fällig werden.

Natürlich gäbe es noch viel mehr, worüber man schreiben kann. Zum Beispiel dass ihr dringend trinkfest werden müsst oder dass ihr auf jeden Fall Sex haben werdet, selbst wenn das vorher nicht der Fall war (und wenn ihr diese Dinge während eurer Studienzeit nicht tut, werdet ihr sie wohl nie tun). Aber ich will euch ja nicht jede Erfahrung vorweg nehmen. Deshalb verlasse ich euch mit einem letzten Tipp:

Es gibt nur eine Regel bei einer Hausparty: Sei NIEMALS der Gastgeber.