Elektrosmog

Ich wollte ja davon absehen, auf diesem Blog zu viel Zeit mit der Widerlegung von esoterischen Konzepten, wie z.B. Homöopathie, Chemtrails, schädlichen Impfungen usw. zu verbringen. Auch Verschwörungstheorien, wie die Deutschland-GmbH oder die angebliche Tatsache, dass wir nie auf dem Mond waren, sollten hier keinen großen Platz finden.
Dummerweise eignen sich diese falschen Vorstellungen, die sich so langsam aber sicher immer fester in der Gesellschaft etablieren, wunderbar dazu, verschiedene physikalische Phänomene genauer unter die Lupe zu nehmen und in diesem Zusammenhang auch direkt einige Grundlagen zu erläutern, die uns auch für den nächsten Text zum Thema Gentechnik nützlich sein können!

Deshalb geht’s heute um den Elektrosmog.
Spricht man vom Elektrosmog, geht es meistens um Strahlung. Und zwar um die Strahlung, die von Handys oder von Mobilfunkmasten ausgestrahlt wird und die uns angeblich schädigen soll.

Usien Own work CC-BY-SA-3.0 Ist das die hässliche Fratze des Feindes?
Usien Own work CC-BY-SA-3.0
Ist das die hässliche Fratze des Feindes?

Um zu verstehen, wie das mit der Strahlung eigentlich funktioniert, müssen wir uns erstmal anschauen, was ein elektromagnetisches Feld ist und wie das elektromagnetische Spektrum aussieht.

Das elektromagnetische Feld ist ein Feld, das auf Elektronen wirkt. Damit wäre eigentlich das wesentliche über dieses Feld abgehandelt, aber wir gehen noch ein wenig genauer ins Detail. In einem elektromagnetischen Feld können Elektronen und Photonen (also auch Licht) übertragen werden. Das heißt, wann immer wir etwas sehen, das Licht im Wohnzimmer einschalten, telefonieren, fernsehen, uns röntgen lassen oder mit einem Laserpointer auf die Möbel im Haus gegenüber zielen, damit der Hund der Nachbarn das Wohnzimmer verwüstet, jedes Mal interagieren wir also mit dem elektromagnetischen Feld. Dieses Feld sorgt im Übrigen auch dafür, dass sich Elektronen an den Atomkern binden.
Kurz gesagt heißt das: Kein elektromagnetisches Feld = kein Universum, wie wir es kennen.
Dieses Feld ist auch nicht nur auf die Erde beschränkt. Es entsteht auch nicht nur mal eben so, und vergeht dann wieder, wenn wir es nicht brauchen. Das Feld ist immer da. Und es zieht sich durch das ganze Universum. Wäre das Feld irgendwo nicht vorhanden, könnte da auch kein Licht leuchten und wir könnten keine elektrischen Signale übertragen.
Wir sind also ständig von einem elektromagnetischen Feld umgeben. Egal wo wir sind.
Und ja, dieses Feld kann theoretisch auch tödliche Auswirkungen auf den Menschen haben. Aber auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift.

Kommen wir also mal zum elektromagnetischen Spektrum.

Horst Frank / Phrood / Anony GFDL CC-BY-SA-3.0
Horst Frank / Phrood / Anony GFDL CC-BY-SA-3.0

Der Regenbogen oben auf dem Bild zeigt das sichtbare Licht. Vom roten Bereich links, bis hin zum violetten Bereich rechts. All das ist das Licht, das wir mit den Augen wahrnehmen können. Wir können natürlich auch alle anderen Bereiche des elektromagnetischen Spektrums „sehen“. Wir brauchen dafür nur bestimmte Messgeräte.
Unter dem Regenbogen findet sich ein grober Überblick über das komplette elektromagnetische Spektrum.
Lesen wir diese Grafik von links nach rechts, so sehen wir, dass die Wellenlänge immer und immer größer wird, während die Frequenz immer weiter abnimmt.

Wenn wir jetzt genau verstehen wollen, was das für uns und für unseren Körper bedeutet, verwenden wir erstmal eine Analogie:

Nehmen wir an, es ist Februar. Der Schnee des harten Winters schmilzt so langsam und gibt den Bürgersteig mitsamt der Einfahrt frei (hmm…Februar klingt da jetzt doch ein wenig zu optimistisch. Sagen wir mal, es ist Mitte Juni). Und was sehen wir? Den Dreck von Monaten. Wir finden Rollsplit, Streusalz, unser mittleres Kind (ach deshalb war es an Weihnachten so ruhig…), sowie den obligatorischen Dreck auf dem Bürgersteig vor (festgetretene Kaugummis, Zigarettenstummel, Hundehaufen, die garantiert nur dem Köter von gegenüber gehören können…). Wir haben jetzt aber definitiv keine Zeit um alles mühsam zusammenzukehren, da wir die ersten Sonnenstrahlen des Jahres auskosten wollen. Also gehen wir in die Garage und finden den besten Freund des Hausbesitzers: Den Hochdruckreiniger!

CC BY-SA 3.0 Mschel - Eigenes Werk
CC BY-SA 3.0
Mschel – Eigenes Werk

Aber wir wollen keinen banalen Hochdruckreiniger. Nein, unser Reiniger soll eine Düse haben, bei der man die Intensität des Strahls unbegrenzt stark und schwach einstellen kann.
Wenn ich also die Düse des Hochdruckreinigers ganz nach rechts drehe, entsteht ein gemütlicher, hübscher Wassernebel. Das Wasser das da raus kommt, ist kaum stark genug, um damit die Katze aus der Einfahrt zu vertreiben. Klar, damit kann ich sicher auch Dreck entfernen, brauche aber jede Menge Geduld.
Wenn ich die Düse aber jetzt nach links drehe, wird der Wasserstrahl immer gebündelter, und immer stärker. Drehe ich die Düse ganz nach links, ist der Wasserstrahl vermutlich stark genug, um alten Kaugummi von der Straße zu lösen (und den Asphalt gleich mit dazu), auch wenn ich keine so große Fläche mehr erwische, wie mit dem feinen Nebel. Und jetzt bitte auch nicht mehr auf die Katze zielen!

Und genauso verhält es sich auch mit der elektromagnetischen Strahlung. Strahlungen mit einer großen Wellenlänge und einer niedrigen Frequenz (wie z.B. die Rundfunktstrahlung) eignen sich super, um großflächig Daten zu übertragen, eben weil sie ganz schlecht darin sind, den Körper zu schädigen.
Um das ganze mal ein wenig zu konkretisieren, drehen wir die Düse nach rechts und schauen uns an, wie sich unser Strahl verhält:
Elektromagnetische Wellen mit einer Wellenlänge von über 0,5 Mikrometern (10-6 Metern) übertragen nicht genug Energie, um Gewebe auf atomarer Ebene zu schädigen. Das heißt im Klartext: Jede Strahlung, deren Wellenlänge kleiner ist, als die von Infrarotstrahlung, wird die Atome der Zellen im Körper nicht einfach so schädigen und auch kaum negative Auswirkungen auf den Körper haben, einfach weil ihre Energie dafür nicht ausreicht.
Diese Form von Strahlung ist z.B. die Mikrowellen-, Wärme- oder eben die Rundfunkstrahlung. Diese Strahlung ist extrem Wärmeintensiv und durchaus in der Lage, oberflächliche Verbrennungen zu verursachen, zumindest wenn man zu nah an der Strahlungsquelle steht. Allerdings sind beispielsweise Mikrowellen nicht gleich Mikrowellen. W-Lan, Bluetooth oder Radar sind alles Dinge, die über Mikrowellenstrahlung funktionieren. Trotzdem wird niemand davon krank, neben einem W-Lan-Router zu sitzen. Bereits wenige Zentimeter vom Router entfernt, ist die Strahlung schon so schwach, dass man sie gar nicht mehr spüren kann. Lediglich die Handelsüblichen Mikrowellenherde sind da eine kleine Gefahrenquelle. Mikrowellenstrahlen sollen in dem Gerät ja dafür sorgen, dass ich Nahrungsmittel erwärmen. So erwärmte Lebensmittel stehen ja noch immer irgendwie im Ruf, schädlich für den Körper zu sein. Vollkommener Schwachsinn. Die Mikrowellenstrahlung ist einfach nicht stark genug, um irgendwas in den Nahrungsmitteln zu verändern. Mikrowellenstrahlen sind schlicht und ergreifend sehr heiß.

Bedeutet das, dass Mikrowellenherde prinzipiell ungefährlich sind? Nein. Allerdings muss man schon selten dämlich sein, um sich damit was zu tun. Ich habe ja eben geschrieben, dass ein paar Zentimeter Abstand vom Router ausreichen, um die Strahlung nicht mehr spüren zu können. Gleiches gilt für die Mikrowelle, was in erster Linie der guten Abschirmung zu verdanken ist. Zusätzlich dazu sind die Mikrowellenherde so gesichert, dass sie sofort den Betrieb einstellen, sobald jemand die Tür öffnet, oder das Gehäuse irgendwie schwer beschädigt wird. Um sich mit so einem Gerät jetzt zu schaden, müsste man diese Sicherungsmechanismen ausbauen und diverse eigene Körperteile innerhalb der Mikrowelle platzieren. Wer also nicht darauf steht, seinen Kopf zum Vorspiel regelmäßig für 5 Minuten in die eingeschaltete Mikrowelle zu stecken, der hat auch vor dieser Art von Strahlung nichts zu befürchten. Denn selbst wenn man sowas tut, verbrennt man lediglich seine Haut, man schadet aber nicht seinem Erbgut.*

Drehen wir unsere Düse mal nach links und schauen uns an, was bei einem stark gebündelten Strahl passiert:
Gefährlich wird es erst, wenn wir in den Bereich von Ultravioletter Strahlung gehen (die z.B. bei zu langem brutzeln in der Sonne Hautkrebs auslösen kann). Elektromagnetische Strahlung ab einer Wellenlänge von 10-8 Metern (Ultraviolett) besitzt eine extrem kleine Wellenlänge und eine sehr hohe Frequenz. Die Kombination reicht aus, um z.B. Elektronen aus ihren Atomen zu treten und dadurch Zellen und Erbgut zu schädigen. Röntgenstrahlung, Radioaktive (γ)Strahlung, oder auch die kosmische Hintergrundstrahlung sind Strahlungen deren Wellenlängen von 10-9 Metern bis hin zu über 10-15 Metern reichen und die diese Eigenschaft besitzen.
Deren schädliche Wirkung ist allgemeinhin bekannt. Deswegen sollte man besonders an intensiven Sonnentagen nicht ohne Sonnencreme mehrere Stunden in der Sonne liegen, nicht unbedingt jeden Tag ein Ganzkörper-Röntgenbild anfertigen lassen oder einfach so ohne ausreichenden Schutz durchs Weltall trudeln. Genaueres zum Zusammenhang zwischen dieser Hochfrequenten Strahlung und den Schädigungen, die sie am Erbgut verursachen kann, klären wir im nächsten Text.
Glücklicherweise verwendet man diese Hochfrequente Strahlung aber nicht dafür, um Informationen zu übermitteln, Essen zu erwärmen oder Zimmer zu heizen.

Alles in allem bleibt also zu sagen, dass die Strahlung, die von diesen Mobilfunkmasten, Routern oder Handys ausgeht, nicht gesundheitsgefährdend ist und auch keinen negativen Einfluss auf den Körper, wie z.B. Schlaf- oder Konzentrationsstörungen hat.
Besonders deutlich wird das, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, dass elektromagnetische Felder wirklich IMMER um uns herum existieren und wir tagtäglich von kosmischer Strahlung, Y-Strahlung, Wärme-, Röntgenstrahlung usw. durchsiebt werden. Den Großteil der externen Strahlung filtert das erdeigene Magnetfeld, aber es gibt mehr als genug Strahlungsquellen auf der Erde, die unseren Körper rund um die Uhr bearbeiten. Und er hat diverse Schutzmechanismen, um die Schädigungen dieser Strahlen gezielt zu reparieren.
Da ist so ein Sendemast oder ein Handy am Ohr wirklich nicht mehr, als ein Furz in ‚ner Windhose.

Bedeutet das aber, dass die Menschen, die über Kopfschmerzen, Schlafstörungen und andere Krankheiten klagen, lügen? Sich das alles ausdenken oder nur einbilden?
Sicher nicht. Diese Menschen empfinden einen Schmerz, der so real sein kann, wie bei jeder anderen Krankheit auch. Allerdings ist der Grund dieses Gefühls nicht in der Strahlung zu suchen, sondern schlicht und ergreifend in der menschlichen Psyche.
Wir alle kennen vermutlich den Begriff des Placebos. Ein Placebo ist ein „Medikament“ dessen Verpackung und Form an ein richtiges Medikament erinnert, das allerdings keinerlei Wirkstoff beinhaltet. Trotz allem wirkt dieses Medikament. Allein die Tatsache, dass ich glaube, ein wirksames Medikament eingenommen zu haben, kann die Symptome einer Krankheit lindern und für mehr Wohlbefinden sorgen.
Blöd ist: Das geht auch andersrum.
Der Nocebo-Effekt ist der unerwünschte kleine Bruder vom Placebo und bedeutet: Wenn ich glaube, dass mir ein vergleichsweise harmloser Stoff schadet, dann tut er das auch. Irgendwie.
Ich muss nur stark genug überzeugt sein, dass mir die Strahlung eines Sendemastes schadet und ich werde in Kürze dessen negative Auswirkungen spüren, auch wenn die Strahlung keinerlei Auswirkungen auf den Körper hat.
Ähnliches hab‘ ich selbst mal im Physiklabor erlebt. Wir haben damals einen Versuch mit zwei schwach-radioaktiven Strahlern durchgeführt. Die Strahlung, die von diesen Proben ausging, war sicherlich nicht stark genug um uns irgendwie zu schädigen, zumal wir sie weder als Wattestäbchen, noch als Zäpfchen benutzt haben. Trotzdem meinten einige Kommilitonen, dass sie sich „komisch“ fühlen würden, obwohl sie selbst wussten, dass es dafür eigentlich gar keinen Grund gibt. Allein der Gedanke daran, dass wir zwei radioaktive Proben in den Händen halten (was unsere Messgeräte uns dank ihres relativ nervtötenden Piepsens auch nie vergessen ließen), hat dieses merkwürdige Gefühl ausgelöst.

Ich habe eben bereits angedeutet, dass der menschliche Körper Schutzmechanismen entwickelt hat, die dafür sorgen sollen, die Schäden, die durch Einwirkung von Strahlung auf die DNA angerichtet wurden, zu reparieren. Welche Bedeutung das für unsere Gene hat und warum die Erklärung dafür Nobelpreiswürdig ist, klären wir in meinem nächsten Text.

*Okay, der Kopf in der Mikrowelle ist schon die gefährlichere Variante. Der Glaskörper des Auges ist z.B. mit einer Flüssigkeit auf Wasserbasis gefüllt. Was passiert mit Wasser, wenn man es erwärmt? Es dehnt sich aus. Was passiert z.B. mit einem Ei in einer Mikrowelle? Es platzt. Das passiert mit dem Auge zwar nicht, aber von eurer Sehkraft könnt ihr euch trotzdem verabschieden.