Die letzten Monate waren hier ja voll von Blogtexten, die sich damit auseinandersetzen, was Gentechnik so alles leisten könnte, wenn man sie nur ließe. Und als kleinen Gegensatz dazu soll es heute um eine Pflanze gehen, die zeigen könnte, wozu Gentechnik in der Lage ist – und wo die Grenzen dieser Technologie liegen – wenn man sie denn nur ließe…
Aber immer schön der Reihe nach:
Obwohl wir hier in Deutschland eine ziemlich effiziente Landwirtschaft betreiben, können weder wir, noch unser gemeinsames Europa die Ernährung der eigenen Bevölkerung stemmen. Zumindest nicht ohne Importe von Lebensmitteln aus dem Ausland. Wir können uns dabei darauf verlassen, dass andere Länder in der Lage sind, gewaltige Mengen bestimmter Lebensmittel zu produzieren, die wir dann zu entsprechenden Preisen importieren können. Ein schönes Beispiel hierfür ist Reis. Weltweit wurden 2013 über 700 Millionen Tonnen produziert. Produziert, wohlgemerkt. Exportiert wurden 2014 z.B. vom Reisexport-Weltmeister Thailand, lediglich rund 11 Millionen Tonnen.Wenn man sich die jährliche Produktion ansieht, und überlegt, wie wenig davon exportiert wird, könnte man ja glauben, dass die verbliebenen (rund) 600 Millionen Tonnen in den asiatischen Ländern selbst verzehrt werden (in denen sie zum größten Teil auch angebaut werden). Immerhin gehört Reis dort zu den Grundnahrungsmitteln, und es sollte angesichts der Menge wohl kein Problem damit geben, die Versorgung der breiten Bevölkerung mit diesem Grundnahrungsmittel sicherzustellen.
Tja, so einfach ist es dann leider doch nicht.
Nehmen wir mal die Philippinen als Beispiel. 2013 hat man dort knapp 18.5 Millionen Tonnen Reis produziert, was sie auf Platz 8 der Liste der größten Reisproduzenten gebracht hat. 18,5 Millionen Tonnen, für eine Bevölkerung von 99 Millionen Menschen. Wo die Philippinen vor knapp 20 Jahren noch zu den größten Exporteuren von Reis zählten, sind sie mittlerweile der größte Importeur von Reis geworden. Die Gründe für diesen drastischen Wirtschaftswandel sind vielfältig, haben aber insbesondere damit zu tun, dass die Philippinen zwischen 1986 und 1993 knapp 30 Milliarden Dollar an den IWF gezahlt haben, um ihre Staatsschulden zu reduzieren. Im Gegenzug dafür, wurden eben Ausgaben wie z.B. die für die Landwirtschaft radikal gekürzt. Nachdem die Philippinen ihre „Haushaltsumstrukturierung“ vorgenommen hatten, war ihnen der Eintritt in die Welthandelsorganisation sicher. Durch die damit verbundene Aufgabe von Importbeschränkungen und der Senkung von Importzöllen wurden die Philippinen mit Billigimporten von Reis anderer Länder überschwemmt. Das Ende vom Lied war ein Preissturz für Reis von den Philippinen um fast die Hälfte (von 310 auf 160 Dollar, pro Tonne im Jahr 2001), eine Verringerung der Anbaufläche (von 7,1 Millionen Hektar auf 6,5 Millionen) und wer glaubt, dass das schon schlimm war, der hätte 2008 mal erleben sollen, wie der Preis für eine Tonne Reis, für einige Monate, von 320 Dollar auf über 900 Dollar gestiegen ist.
Billige Importe, Preissturz für einheimische Produktionen, explosionsartiger Preisanstieg für die wichtigste Importware, weniger Anbaufläche, kaum Subventionierung, und eine stetig wachsende Bevölkerung. Klingt doch nach dem perfekten Rezept für eine Katastrophe. Denn passend zum Bevölkerungswachstum musste natürlich auch Wohnraum geschaffen werden. Die Bevölkerung muss ernährt werden, dafür wird Reis importiert, kann aber kaum zu vernünftigen Preisen exportiert werden, aber irgendwoher müssen die Philippinen Geld bekommen, also werden Hektarweise Anbaufläche an ausländische Unternehmen oder direkt an Staaten verpachtet, die auf diesem Land unter anderem Lebensmittel für die eigene Bevölkerung anbauen. Den Kleinbauern der Philippinen steht also noch weniger Land zur Verfügung, um Nahrung anzubauen, es müssen mehr Lebensmittel importiert werden, ich glaube, ihr habt verstanden.
Bis 2013 hungerten rund 50% der Kleinbauern auf den Philippinen, sowie rund 20% der Bevölkerung in den Städten. Tja, und 2013 kam dann Haiyan.
(Wer möchte, kann sich mal ein wenig durch das Video klicken. Nach rund 6 Minuten beginnt der Taifun so richtig, nach knapp der Hälfte des Videos sind die Schäden zu sehen)
Der Taifun hat große Teile des Landes zerstört. Insbesondere durch viele Hilfsaktionen, die im Schatten des Taifuns stattfanden, konnte man helfen, den Hungerindex der Philippinen um 7% zu senken. Von 20,1% im Jahr 1991, auf 13,1% 2014. Wikipedia schreibt ausführlich darüber, wie sich dieser Index unter anderem anhand der Unterernährung der Bevölkerung, sowie der Kindersterblichkeit berechnet.
Aber nur zum Vergleich: Liegt der Index bei über 5%, spricht man von Hunger, der in einem Land vorherrscht. Und einfach weil ich’s kann, ist hier nochmal der Index von 2014.
Um den Hunger insbesondere bei Kindern zu bekämpfen, gibt es verschiedene Maßnahmen. Unter anderem versucht man Geld zu sammeln, um die Kosten für Mahlzeiten in der Schule zu decken. Dieses Programm kann allerdings gerade mal rund 8% der Kinder abdecken. Eine halbe Millionen Schulkinder leidet dennoch Hunger. Rund 50% der Kleinbauern hungern, und es fällt schwer, eine nachhaltige Lösung zu finden, um diesen Hunger zu stoppen. Und das, obwohl es nicht an Ideen mangelt. Das Problem liegt darin, dass die Menschen auf den Philippinen nicht nur hungern, sondern unter- bzw. mangelernährt sind. Das bedeutet, es mangelt ihnen nicht nur an Nahrung, die vorhandene Nahrung enthält auch nicht genügend Nährstoffe, um den Körper zu versorgen.
Eine der Weltweit größten Folgen der Mangelernährung ist der Mangel an Vitamin A. Dieses Vitamin sorgt unter anderem für Kleinigkeiten wie die Bildung gesunder Nervenzellen und roter Blutkörperchen, spielt eine Rolle im Fettstoffwechsel, sorgt für gesunde Haut und Knochen, dient dem Wachstum von Knochen, der Synthese von Testosteron und Östrogen, sowie der anständigen Funktion des Immunsystems.
Ach, und fast hätte ich das wichtigste vergessen: Vitamin A sorgt dafür, dass wir sehen.
Also, um den Mangel an Vitamin A in der philippinischen Bevölkerung zu beheben reicht es nicht, diese ausschließlich mit Reis zu versorgen, da dieser dummerweise kein Betacarotin enthält, das im Körper zu Vitamin A weiterverarbeitet wird.
Nun könnte man natürlich der Bevölkerung einfach Samen besorgen, damit die Bauern auf ihren Feldern Gemüse anpflanzen können, das reich an Betacarotin ist. Zum Beispiel Möhren. Diese Forderung ist eine, die mir hin und wieder mal in Kommentarspalten diverser Zeitungen begegnet ist. Wie ich eben schon angeführt habe, haben die Philippinen einen Teil ihrer Ackerflächen aufgegeben, bzw. verpachtet. Die verbliebenen Hektar sind als Anbaufläche für Reis vorgesehen und können nicht einfach zur Produktion verschiedener Gemüsesorten verwendet werden, die in den klimatischen Bedingungen, die auf den Philippinen herrschen, zum Teil auch richtig beschissen wachsen.
Selbst wenn man die Lebensmittel importiert und im Supermarkt zum Verkauf anbietet, können es sich die Bauern meistens ohnehin nicht leisten, diese zu kaufen.
Eine andere Idee ist die Verteilung von Vitamin-A-Präparaten. Greenpeace schreibt dazu einen wundervollen Text, den man einfach mal gelesen haben muss (und auf den ich gleich noch näher eingehen werde).
Ich finde die Idee geil. Da sind die Philippinen die spanischen und amerikanischen Kolonialisten losgeworden, und haben endlich ihren Diktator abgesetzt, da überlegt man sie in die Abhängigkeit europäischer Pharmafirmen zu treiben, die diese Vitamin-A-Präparate herstellen. Genau. Mein. Humor.
Gut, jetzt gibt es da aber noch eine Option, mit der man den Mangel an Vitamin A bekämpfen kann.
Es ist bestechend einfach. Man braucht ja kein fertiges Vitamin A. Betacarotin reicht vollkommen aus. Der Körper macht daraus von selbst das begehrte Vitamin. Nun könnte man also eine Pflanze in die Lage versetzen, dieses Betacarotin zu produzieren, was man auch getan hat. Und weil auf den Philippinen so viel Reis gegessen wird, hat man sich als Produktionspflanze exakt diesen Reis ausgesucht.
Nun ist dieser Reis keineswegs eine neue Errungenschaft der Forschung. Im Gegenteil, der Reis ist älter als ich. Bereits 1991 begann die Forschung an einer Pflanze, die in der Lage ist, Betacarotin zu produzieren. Mittlerweile gibt es den Reis schon in zweiter Generation. In der ersten Generation wurde ein Gen der Narzisse, sowie des Bakteriums Erwinia uredovora eingefügt. Ziel der Gene ist es, die Biosynthese von Betacarotin in der Pflanze zu starten, bzw. zu beschleunigen. Um die Menge des erzeugten Betacarotins zu steigern, wurde das Gen der Narzisse durch ein Maisgen ersetzt. Die entsprechenden Enzyme, die in den Reis eingebracht wurden, sind in der Grafik hier nochmal in Rot unterlegt:
Die erfolgreiche Synthese von Betacarotin in einem Reiskorn ist übrigens auch verantwortlich für die goldene Farbe, die dem Reis seinen Namen gegeben hat. Diese Farbe ist auch ein prima Indikator, um zu unterscheiden, ob das vorliegende Reiskorn gentechnisch verändert wurde, oder nicht. Ist es gelb, sind Gene drin, ist es weiß, sind noch immer Gene drin, aber eben keine, die Betacarotin erzeugen können.
Um den Reis herstellen zu können, benötigt man die Freigabe von insgesamt 70 Patenten, die sich in Besitz von 32 Unternehmen befanden. Die Patentinhaber konnten nach großen Kampagnen davon überzeugt werden, ihre Einwilligung zu geben, um am Ende den Golden Rice als eigenes Patent anmelden zu können. Dieses Patent wurde von den Reiserfindern an Syngenta – den größten Konkurrenten von Monsanto – verkauft. Mittlerweile gehört der Reis dem „International Rice Research Institute“ . Zu diesem Thema kommen wir aber gleich noch sehr ausführlich.
Vorher reden wir noch über die Einschränkungen, denen der Handel und Anbau des Golden Rice unterliegt:
Der Reis muss einmalig von den Bauern eingekauft werden. Der Reis steht ihnen danach zur freien Verfügung. Sie können ihn anbauen, essen, damit Handeln (einzige Einschränkung: Der Handel ist nur auf das jeweilige Inland begrenzt, kann also nicht über die Landesgrenzen hinaus exportiert werden) und agieren damit quasi unabhängig von Syngenta. Okay, auch hier gibt es eine Einschränkung. Für gewöhnlich muss man den Patentinhaber um die Genehmigung bitten, die patentierte Technologie verwenden zu dürfen. Gekoppelt ist so eine Genehmigung gerne an die Verrichtung einer Lizenzgebühr. Da die Menschen, die den Reis am dringendsten brauchen, allerdings nicht in der Lage sind, diese Gebühr zu entrichten, verzichtet Syngenta auf deren Erhebung, unter der Voraussetzung, dass der Ertrag, den der Bauer durch diesen Reis erwirtschaften kann unter 10.000 US-Dollar pro Jahr liegt. Wer durch den Anbau von Reis mehr verdient, der muss die Gebühren zahlen.
Natürlich existieren auch Studien, die beweisen, dass der Golden Rice kein Rohrkrepierer ist und tatsächlich genügend Vitamin A produziert. In dieser Studie wurde z.B. gemessen, wie viel Vitamin A durch das Betacarotin produziert wird, das im Reis steckt.
In einer weiteren Studie wurde verglichen, wie groß die endgültige Ausbeute von Vitamin A im Reis ist, verglichen mit der Menge, die aus Vitamin-A-Kapseln gewonnen wird. Im Juni 2015 wurde diese Studie allerdings wieder zurückgezogen, da die Autoren es verpasst haben, die Genehmigung einer Ethikkommission einzuholen. Ebenfalls sollen sie die Einverständniserklärungen der Eltern von diesen nicht vollständig ausgefüllt lassen haben.
Es gibt außerdem eine Studie, die bestätigt, dass die Proteine, die im Reis hergestellt werden, keine Allergien auslösen.
Nicht zu vergessen ist, dass wir hier nur über Studien reden, die sich speziell auf den goldenen Reis beziehen. Es gibt tausende Studien bzw. Paper, die sich mit den Auswirkungen verschiedenster, genetisch modifizierter Organismen, auf die Umwelt befassen. Egal auf welcher Seite man steht, die Tatsache, dass GMOs zu den am besten Untersuchten Nahrungsmitteln gehören, lässt sich kaum bestreiten.
Und obwohl quasi alles passt, darf der Reis auf den Philippinen noch immer nicht frei angebaut werden. Grund dafür sind diverse Protestaktionen, von denen ich hier mal exemplarisch auf eine ganz besondere eingehe:
Im August 2013 protestierten rund 400 Menschen auf den Philippinen gegen einen Feldversuch für den Reis. Rund 40 Protestler stürmten während dieser Demonstration das Versuchsfeld und zerstörten dort einen Großteil der Pflanzen. Im weiter oben verlinkten Text von Greenpeace schreibt der Autor dazu folgenden Absatz
„Aus diesen und anderen, unterschiedlichen Gründen lehnt nicht nur Greenpeace „goldenen“ Reis ab: Widerstand gibt es auch von lokalen Gruppen, die unter anderem wirtschaftliche Abhängigkeit sowie Gefahren für die lokale Reiswirtschaft fürchten. Die Sorgen gipfelten im August 2013 in der Zerstörung eines Versuchsfeldes auf den Philippinen, an der Greenpeace nicht beteiligt war.“
Die „Sorgen“ von „lokalen Gruppen“ sind bei näherer Betrachtung nichts anderes als Verschwörungstheorien und Paranoia. Denn die Menschen, die diese Felder verwüsteten, waren keineswegs die Kleinbauern der Philippinen, die ihre Angst kundtun wollten (bei diesen Bauern existiert sogar der Glaube, dass die Zerstörung einer Reispflanze Unglück bringe). Verantwortlich für die Zerstörung waren wohl zwei Organisationen. Zum einen, MASIPAG und KMP.
MASIPAG steht für „Magsasaka at Siyentipiko Para sa Kaunlaran“, bedeutet wohl so viel wie „Landwirte und Wissenschaftler für Entwicklung“ und ist eine Organisation, die die Landwirte unterstützen will, indem sie ihren Mitgliedern u.a. Zugang zu Hybridsaatgut ermöglicht. Natürlich lehnen sie jede Form von „chemischer“ Düngung oder genetisch veränderter Pflanzen ab. Die Eigenschaften, wie z.B. ein höherer Ertrag oder eine gesteigerte Resistenz gegen Schädlinge sollen ausschließlich durch Züchtung erreicht werden. Über solche ineffizienten Züchtungsverfahren hab‘ ich ja auch schon geschrieben. Diese Gruppierung hat sich auch mit Greenpeace zusammengetan, um eine Petition ins Leben zu rufen, um die es später im Text noch gehen wird.
KMP stellt die andere Partei dar, die maßgeblich an der Zerstörung der Versuchsfelder beteiligt gewesen ist. KMP ist eine linksextreme Organisation, die der Verschwörungstheorie anhängt, der goldene Reis würde nur Produziert werden, damit große Unternehmen den philippinischen Reismarkt einnehmen könnten.
Die Zerstörung der Reisfelder hat aber auch großen Protest hervorgerufen. Es wurde sogar eine Petition ins Leben gerufen, die diverse Wissenschaftler auf der ganzen Welt unterzeichnet haben, und die Zerstörung der Testfelder verurteilen, sowie gleichzeitig verlangen, dass man endlich mit den Gerüchten rund um genetisch veränderte Pflanzen aufräumt.
Schon 2012 hat die “AMERICAN ASSOCIATION FOR THE ADVANCEMENT OF SCIENCE” ein kurzes Schreiben veröffentlicht, das mit einigen dieser Falschinformationen aufräumen soll.
Und auch wenn Greenpeace vermutlich nicht direkt an den Protesten beteiligt war, so hat der Verein seine Finger trotz allem im Spiel, wenn es um Anbauverbote von GV-Pflanzen geht. Zum Beispiel in Form einer Petition.
In dieser Petition geht es um BT-Auberginen, denen Greenpeace und MASIPAG eine potenzielle, noch unbekannte, mögliche Gefahr für die Umwelt und die Bevölkerung attestiert. Ein Paradebeispiel für eine gängige Argumentation gegen Gentechnik. Man benennt eine Pflanze als unsicheres Produkt und fordert „weitere Studien“, die sicherstellen sollen, dass die Pflanze zu 100% ungefährlich ist. Das Problem daran ist allerdings, dass so eine Sicherheit nicht existiert. Die kann gar nicht existieren. Zweck einer Studie ist auch nicht, die Sicherheit von irgendwas zu beweisen, sondern lediglich konkrete Fragen bezüglich dem Verhalten dieser Pflanze zu beantworten. Man kann Fragen zum Verhalten der Pflanzen stellen, wie zum Beispiel, ob die Pflanze dem menschlichen Organismus schadet, oder ob sie im Klima des Anbaugebietes anständig wächst. Erbringen Studien am Ende die Antworten, muss man sie allerdings auch akzeptieren und aus den Studien den richtigen Schluss ziehen. In dem Fall also, dass an diesen Pflanzen nichts Gefährliches dran ist. Sonst befindet man sich mitten in einem logischen Fehlschluss.
Der eigentliche Fehlschluss, der sich in wirklich jeder Debatte finden lässt, egal ob es um Gentechnik oder Impfungen geht, aber vermutlich auch schon bei der Erfindung des Schneebesens oder des Traktors angebracht wurde, ist das Argumentum ad ignorantiam. Dabei geht es um den Glauben, eine These sei Korrekt, weil sie bisher nicht widerlegt werden konnte, bzw. falsch, weil sie bisher nicht bewiesen wurde.
Wenn man also behauptet, Pflanzen, deren Gene verändert worden sind, seien unsicher, während man sämtliche Gegenbelege ignoriert und weitere, beliebig unsinnige Belege fordere, hat man zwei kräftige, logische Fehlschlüsse, die man dann gerne mit beinahe religiösen Fanatismus ins Feld führt, um Forschung an und Anbau von solchen Pflanzen zu verhindern.
Nun beschränkt sich die Verbreitung solcher Fehlschlüsse, insbesondere bei Greenpeace, nicht darauf, sowas ins Internet zu schreiben, sie betreiben als NGO (Non-Governmental-Organisation, also Nichtregierungsorganisation) auch ausgeprägten Lobbyismus. Oben erwähnte Petition hatte Beispielsweise zur Folge, dass die Feldversuche von BT-Auberginen Ende letzten Jahres verboten wurde.
Aber genug der Exkursion, wir sollten zum Abschluss nochmal einen Blick auf die Zukunft des goldenen Reis werfen:
Eine Portion goldener Reis am Tag deckt zurzeit rund 60% des täglichen Vitamin-A-Bedarfs ab.
Im Moment befindet sich der Reis in keinem Land der Welt im freien Anbau. Er ist noch immer Gegenstand aktueller Forschungen, die weiterhin die Sicherheit und Wirksamkeit bestätigen sollen. Grund dafür sind Regulatoren, die mehrere Jahrzehnte alt sind und jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren aber dennoch eingehalten werden müssen. Wichtig für die endgültige Zulassung sind vor allem die Feldversuche, die den Reis unter natürlichen Bedingungen testen sollen. Die Philippinen sollen das erste Land darstellen, indem der Reis nach der Zulassung angebaut werden soll. Anschließend sollen weitere Entwicklungsländer Zugang zum goldenen Reis erhalten.
Ob es jemals dazu kommt, hängt allerdings stark davon ab, wie Biotechnologie im Allgemeinen und der goldene Reis im Speziellen, in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. In der Zwischenzeit hungern die Menschen auf der Welt einfach weiter.